Eva Obermoser aus Dellach/Drau - Norikerzüchterin des Jahres 2024

FRAUENPOWER IN DER PFERDE- UND LANDWIRTSCHAFT

Eingebettet zwischen den Gailtaler Alpen im Süden und der Kreuzeckgruppe im Norden liegt Dellach, eine Gemeinde gelegen auf 606m Seehöhe zentral im Oberen Drautal in Kärnten. Dellach im Drautal ist ein anerkannter Luftkurort mit heilklimatischem Klima und ein pures Urlaubsjuwel, mit weitgefächerten Wander-, Spazier- und Radwegenetzen, die zu den verschiedensten Outdooraktivitäten einladen.

Stute Blessi

Diese wunderschöne Land- und Kulturlandschaft wird noch immer von einigen stolzen Landwirten bewirtschaftet. Zu diesen, leider immer weniger werdenden Idealisten, gehört auch eine ganz besondere junge Frau. Eva Obermoser wuchs als jüngste von fünf Töchtern am elterlichen Hof in Drassnitzdorf auf. Nach dem Abschluss der LFS Drauhofen und der Absolvierung des Facharbeiters 2008 beendete sie ihre landwirtschaftliche Ausbildung in der HLFS Ursprung Elixhausen mit der Matura im Jahr 2011. Schon immer war die Landwirtschaft und alles drum herum Evas größte Leidenschaft. Dies sahen auch ihre Eltern so und somit pachtete Eva anschließend den elterlichen Betrieb und übernahm diesen komplett im Jahr 2015.

Im Moment bewirtschaftet sie mit ihrem Lebensgefährten Roman und ihren Eltern 65 ha Wald, Grün- und Ackerland und kümmert sich neben ihren Fleckvieh Milchkühen noch liebevoll um viele andere tierische Hofbewohner. Auch die beiden Jüngsten, ihre beiden Söhne Kilian und Franz, wachsen behütet am elterlichen Hof auf und lernen schon im Kindesalter die Vorzüge der Landwirtschaft und den richtigen Umgang mit Tier und Natur kennen. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung durch meine Eltern und durch Roman am Hof und bei allen Arbeiten rundherum. Ohne diese familiäre Stütze, könnte ich mein Hobby und inzwischen auch einen zusätzlichen Teil meines Berufes in dieser Form nicht ausüben!“ Eva ist es ein großes Anliegen, dies deutlich zu unterstreichen. Familie ist der Anker, wenn das Leben mal stürmisch ist!

Jugend mit Ponies Lilly und Blümchen

Evas Naturverbundenheit und Tierliebe besteht schon seit Kindertagen. Ganz früh entdeckte sie auch ihr Interesse an den Pferden. Eine ihrer Schwestern begann mit den ersten Ponies am Hof. Eines davon lebt heute noch am Weißensee bei Anna-Lena Rupitsch.

eva mit haflinger

Kurz danach zog auch schon der erste Haflinger, Lena, ein. Evas erstes Pferd war dann ebenfalls eine Haflingerstute. Mit Sina, einer Sterntaler-W-Tochter nahm sie das erste Mal auch an einer Zuchtveranstaltung teil.

eva im Stall bei Rauscher Peter mit 4 Jahren

Ihr Vater selbst hatte früher aber immer Noriker und so ganz konnte sich die Familie für die zierlicheren Blondinen nicht begeistern. Nachdem Eva schon mit vier Jahren, im Stall ihres inzwischen bereits verstorbenen Nachbar Rauscher Peter, auf dem ersten Noriker saß, hatte es auch ihr diese sanftmütige und charakterstarke Pferderasse immer schon angetan.

„Verkauf die Haflingerstute, dann kommt auch ein Noriker auf den Hof“, sagte ihr Vater. Dies musste er nicht noch einmal wiederholen und 2007 betrat wieder die erste Norikerstute den Egger-Hof in Drassnitzdorf. Mit diesem ersten Schritt in Richtung Pferdezucht war ihre Leidenschaft endgültig entfacht und in den kommenden Jahren sollten es immer mehr Pferde auf ihrem Hof werden.

Ein Erfolg jagt den nächsten…

STBA mit erster Stute Lisa

Mit dem Zukauf der Stute Lisa im Jahr 2007 begann das Abenteuer Pferdezucht. Die dunkelbraune Polarstern Vulkan XVII-Tochter, mütterlicherseits über Albert Vulkan XV gezogen wurde von Christa Wastl, Grafendorf, gezüchtet und von Evas Vater, Anton Obermoser, gekauft. Die erste Stutbuchaufnahme für Eva und ihre Lisa verlief dann 2009 schon mehr als erfolgreich und die beiden qualifizierten sich auch gleich für die Noriker Landesjungstutenschau – das Finale der besten drei- und vierjährigen Jungstuten des Eintragungsjahrganges. 2009 absolvierten die beiden Jungspunde auch noch gemeinsam die Leistungsprüfung. Nach dem ersten lebend geborenen Fohlen 2010 und als besonderes „Zuckerl“ auch noch dieTeilnahme an der ARGE Noriker Bundesjungstutenschau 2010 in der Klasse der Mutterstuten, stand mit Lisa auch schon die erste Verbandsprämienstute am Hof von Eva Obermoser. Sie brachte ihrer Besitzerin noch drei weitere gesunde Fohlen und 2013 verkaufte Eva ihre Lisa – trächtig von Müller Diamant XII.

Ein Jahr zuvor, 2012, hatte sie sich bereits eine weitere dunkelbraune Schönheit gesichert. Aus der Zucht von Waltraud Asslaber, Matrei in Osttirol, kaufte Eva sich von Christian Ecker die Franko Elmar XIV- Tochter Lydia. Mütterlicherseits über Taurus Vulkan XVI gezogen, holte sie sich mit der vierjährigen, vielversprechenden Jungstute ein ganz interessantes Stutenmodell nach Kärnten.

70 Lydia

Das bewies die ausdrucksstarke und formschöne Norikerstute gleich bei der Stutbuchaufnahme 2012. Nach einem grandiosen Auftritt ging es für diese beiden ebenfalls direkt auf die Landesjungstutenschau. Auch dort zeigte sich Lydia von ihrer besten Seite und holten sich die beiden nicht nur die hervorragende Wertnote 8,14 sondern auch gleich die Landessiegerschärpe. Ein riesiger Erfolg für die noch junge Züchterin, mit dem sie sich gleich, in der damals noch von Männern dominierten Szene, einen Namen machte. Es ging auch gleich erfolgreich weiter. Qualifiziert für die ARGE Noriker Bundesjungstutenschau im gleichen Jahr vertraten die Beiden Kärnten sehr gut und sicherten sich in der Klasse der vierjährigen Galtstuten gesamt den vierten Platz und die Schauklasse 1b.

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Eva kümmerte sich auch schon immer selbst um die Vorbereitung ihrer Pferde für die diversen Prüfungen, sei es die Präsentation bei der Stutbuchaufnahme oder auch die Vorstellung bei der Reitpferde- oder Leistungsprüfung. 2013 trat sie mit Lydia bei der Leistungsprüfung am Reiterhof Golz an und erreichte die hervorragende Wertnote von 8,17 und den Reservesieg. Die nächste Schärpe für dieses Team. Mit der Geburt des ersten Fohlens im Jahr 2013 erhielt Eva für ihre Lydia verdient die höchste Auszeichnung – nämlich den Prämientitel Staatsprämienstute.

Lydia schenkte ihrer Besitzerin in den vergangenen Jahren elf Fohlen. Die Geschlechtsstatistik ist etwas ungleich aufgeteilt – nur drei Stutfohlen standen acht Hengstfohlen gegenüber. Gerade diese überzeugten aber immer mit bester Qualität. Drei davon wurden im Zuge des Hengstfohlenankaufs durch den Landes-Pferdezuchtverband Kärnten (LPZV) als Spekulanten angekauft und am Ossiacher Tauern zur Aufzucht aufgestellt.

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Ein Mönch Nero XV-Sohn, geboren 2024, steht aktuell in der Aufzucht und hat somit die Chance nächstes Jahr an der ARGE Noriker Hengstkörung teilzunehmen. Der 2020 geborene Wolkenstein Nero XVI-Sohn, Witus Nero XVII, wurde als Fohlen vom slowenischen Zuchtverband angekauft. Witus Nero XVII wurde im Zuge der slowenischen Hengstkörung dann 2023 erfolgreich gekört und kann Lydia somit auch schon den ersten gekörten Sohn verbuchen. Er steht aktuell auch noch immer im Deckeinsatz. Im heurigen Jahr verkaufte Eva ihre Erfolgsstute und sicherte ihr einen ganz besonderen Platz, wo sie ihre verdiente Pension genießen kann.

96 Fenja_3093

Neben der braunen Fellfarbe war Eva aber schon immer von einem ganz besonderen Farbschlag des Norikers angetan. Im Jahr 2016 ergab sich endlich die perfekte Möglichkeit und sie konnte sich endlich ihren Traum einer Norikerfuchs-Stute erfüllen. Die Zlan Schaunitz XVI-Tochter Fenja aus der Verbandsprämien- und Elitezuchtstute Fiona nach Götz Diamant XIV aus der Zucht von Erich Marktl, Himmelberg, zog als Fohlen am Eggerhof ein und sollte der Grundstein für die nächsten Highlights ihrer Züchterkarriere sein. Mit Fenja ging es 2019 zur Stutbuchaufnahme. Auch diese Stute qualifizierte sich wieder für die Landesjungstutenschau in St. Donat.

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Auch in puncto Reitausbildung gibt Eva die Zügel nicht aus der Hand und wird bei der Reitpferdeprüfung für ihre harte Arbeit im Vorfeld mehr als belohnt. Eva und ihre Fenja sicherten sich mit der ausgezeichneten Wertnote von 8,60 die Siegesschärpe der Reitpferdeprüfung in einem starken Starterfeld von über 20 Teilnehmern. Das war den Beiden aber noch nicht genug und deshalb ging es gleich auch noch auf das ARGE Noriker Bundeschampionat. Auch bundesweit konnten sie ihre Leistung in Kärnten bestätigen und wurden mit der ersten rot-weiß-roten Bundessiegerschärpe für Eva und dem 1. Bundesreservesieg belohnt. 2021 wurde noch die Leistungsprüfung positiv absolviert und somit erhielt auch Fenja den verdienten Verbandsprämientitel.

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2020 gebar Fenja ihr erstes Fohlen. Filomena heißt die schicke Lichtfuchsstute nach Tibor Vulkan XVI gezogen, welche ihrer Züchterin von Geburt an schon Freude bereitete. Neben der Ausbildung macht sich Eva auch immer viele Gedanken über die perfekte Anpaarung – dafür nimmt sie auch schon mal einige Kilometer Fahrt in Kauf. 2023 ging es dann schon wieder auf die Stutbuchaufnahme und auch Filomena qualifizierte sich für die Landesjungstutenschau in diesem Jahr.

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Nachdem Eva und ihre Stute auch die Reitpferdeprüfung gut absolvierten ging es im Herbst wieder zur Leistungsprüfung. Eva präsentierte ihre leistungsbereite Jungstute in allen Teilbereichen hervorragend. Sei es beim Schwachholzziehen, beim Schwerzug oder vor dem Kutschbock, es gelingt ihr über die Leinen eine ganz besondere Verbindung zu ihren Pferden aufzubauen. Diese beiden glänzten vor allem beim Schwachholziehen und erreichten hier ausschließlich Noten über 9,0. Filomena wird beschrieben als eine Stute mit einem außergewöhnlich gelassenen Nervenkostüm. Dieses Vertrauensverhältnis und die Grundqualität verhalfen diesem eingespielten Team zum Tagessieg mit der hervorragenden Wertnote von 8,79. Filomena gebar 2024 ihr erstes Fohlen und inzwischen trägt auch sie schon den Titel Verbandsprämienstute.

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2021 kam das zweite Stutfohlen von Fenja im Stall von Eva auf die Welt. Nach der pferdegerechten Aufzucht am Eggerhof ging es 2024 mit der Lichtfuchsstute Florida gezogen nach Zero Schaunitz XVIII zur Stutbuchaufnahme. Ebenfalls qualifiziert für die Landesjungstutenschau in St. Donat/Zollfeldhalle schafften die beiden Blondinen dieses Mal auch den Sprung in den begehrten Endring und schlossen die Exterieurbeurteilung mit der hervorragenden Wertnote von 7,91/2a+ ab.

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Eva bereitete auch Florida auf die Reitpferdeprüfung im Sommer vor. Mit einer sehr guten Vorstellung konnte sie sich mit ihrer bewegungsfreudigen Stute den hervorragenden dritten Platz in einem starken Teilnehmerfeld sichern. Kurz danach ging es für dieses Team weiter auf die ARGE Noriker Bundesjungstutenschau 2024. Bestens vorbereitet und auch vorgestellt konnte sie sich in ihrer Gruppe den vierten Platz sichern und somit auch die Schauklasse 1b. Der nächste Schritt auf dem Weg zur Staatsprämienstute war somit getan. Eva nahm im Zuge dessen auch beim ARGE Noriker Reitpferdechampionat in Stadl-Paura teil. Wieder zeigte Florida sich von ihrer besten Seite und dafür gab es als Draufgabe auch bundesweit den hervorragenden dritten Platz.

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Dieses Jahr war aber noch immer nicht zu Ende und so ging es im Herbst wieder auf die 29. Kärntner Leistungsprüfung am Reiterhof Golz. Eva konnte es kaum glauben und war zu Tränen gerührt, als sie auch dieses Mal bei der Siegerehrung ganz zum Schluss aufgerufen wurde. Ihr gelang mit der Verteidigung des Siegertitels, nicht nur das noch nie dagewesene Double, denn sie konnte ihre eigene Bestnote vom vergangenen Jahr nochmals übertrumpfen und schloss die Prüfung mit der buchstäblich sehr guten Wertnote von 9,00 ab – dies als Züchterin, Besitzerin, Ausbilderin und Pferdeführerin! Dieser Erfolg wird so schnell sicher nicht in Vergessenheit geraten. Florida erwartet dieses Jahr schon ihr erstes eigenes Fohlen.

NO FCH Sieger

So ganz ohne eine braune Stute im Stall ging es aber neben allen Erfolgen mit ihren Füchsen doch nicht. Dies änderte sich dann im Jahr 2024 schlagartig, als Eva ganz überraschend von ihrem Lebensgefährten Roman ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu ihrem Geburtstag bekam. Mira, eine braune Tochter des Tiguan Vulkan XVIII, soll in Zukunft wieder etwas Farbe in den Züchterstall von Eva Obermoser bringen. Mira, gezüchtet von Martin Pührerfellner, OÖ, kam bereits mit einer rot-weiß-roten Bundessiegerschärpe (Siegerfohlen ARGE Noriker Bundesfohlenchampionat) nach Kärnten. Mit Spannung werden wir auch die Karriere dieser vielversprechenden jungen Dame verfolgen. (Foto: Rossinger, Mag. Wilhelm Popatnig)

Wie oben schon öfters erwähnt, ist Evas Hobby inzwischen auch ein Teil ihres Berufes geworden. Die Ausbildung ihrer eigenen Pferde ist ihr immer schon eine Herzensangelegenheit gewesen. Inzwischen stehen auch immer wieder Ausbildungspferde bei ihr, welche von Eva mit sehr viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Fachwissen auf Schauen und Prüfungen vorbereitet werden. Ihre Schützlinge werden bestmöglich auf die Arbeit an der Hand, unter dem Sattel oder an den Leinen vorbereitet und wird ihre hervorragende Arbeit unter der Züchterschaft sehr geschätzt. Auch einige Zuchthengste des LPZV präsentierte sie bei Reitpferdeprüfungen schon unter dem Sattel.

Neben der Pferdezucht und der Pferdeausbildung engagiert sich Eva seit einigen Jahren auch im Noriker Zuchtausschuss und ist auch Geschäftsführerin im Pferdezuchtverein K5 Dellach/Drau. Sie ist auch mit diesen Funktionen immer wieder eine Ansprechpartnerin für viele Mitglieder.
So viele Erfolge durfte Eva in ihrer noch jungen Züchterkarriere mit ihren Pferden schon feiern. Diese Erfolge sind jedoch nicht alltäglich – jeder einzelne davon ist nur mit akribischer Vorbereitung, viel Herzblut und dieser besonderen Leidenschaft möglich. Wir freuen uns schon in den nächsten Jahren noch mehr von Eva und ihren Pferden zu sehen.

Aktuell stehen in ihrem Stall vier Norikerstuten, von denen drei 2025 den nächsten Nachwuchs erwarten.

Die Kärntner Pferdezüchter und der Noriker Zuchtausschuss gratulieren Eva Obermoser ganz herzlich zum verdienten Titel „Norikerzüchterin des Jahres 2024“ und wünschen für die weitere Zukunft und Zuchtkarriere alles Gute, viel Gesundheit und Erfolg.

Bericht: Stefanie Wuzella

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