St. Jakob im Rosental ist eine kulturgeschichtlich sehr interessante Marktgemeinde zwischen dem Draufluss und den Karawanken im südlichen Kärnten. In einem der kleinen idyllischen Orte – nämlich Greuth bei Maria Elend – befindet sich das Anwesen der Familie Obiltschnig, vulgo Andreitz.
Vor nun genau 42 Jahren wurde der Grundstein für die immer noch bestehende Leidenschaft zur Zucht von Pferden, genauer der Rasse Haflinger, gelegt. Alois Obiltschnig entschied sich damals dazu, dass nun neben Rindern auch Haflinger das Leben am Hof der Familie bereichern sollten und so zog wenig später im Jahr 1980 die Haflingerstute Mike ein. Die Lichtfuchsstute wurde gezüchtet von Johann Pack im Bärental und wechselte mit ihrer Eintragung in das Hauptstutbuch dreijährig auch den Besitzer. Mike wurde mit dem Hengst Alpinist belegt und bekam 1985 ihr erstes Fohlen – das erste Fohlen am Hof der Fam. Obiltschnig.
Nicht nur Alois, sondern auch sein etwas jüngerer Bruder Albin Obiltschnig, war begeistert von dieser Pferderasse, die vor allem charakterlich keinerlei Wünsche offen ließ. Albin half also mit wo er konnte und bekam 1985 sein erstes eigenes Pferd von seinem Bruder geschenkt. Dies war ganz ein besonderes Geschenk, nämlich das oben erwähnte, erste Stutfohlen der Stute Mike namens Mausi. Die Stute Mike brachte in den folgenden Jahren noch einige Fohlen zur Welt.
Mit dem Kauf der typvollen und bewegungsstarken Tiroler Stute Famella, über Strumer/Alpha gezogen, im Jahr 1992 machten die beiden einen Glücksgriff und konnten richtig in das Zuchtgeschehen in Kärnten eingreifen. Noch heute stehen Nachkommen dieser Stute am Hof von Albin Obiltschnig.
Das erste Fohlen dieser Stute Filou entstammte einer Anpaarung mit dem Prämienhengst Sterntaler-W und wurde 1998 geboren. Die schicke Jungstute überzeugte bereits bei der Stutbuchaufnahme und durfte 2001 an der 6. ARGE Haflinger Bundesjungstutenschau teilnehmen. Dort sicherte sie sich mit einer gelungenen Präsentration die Schauklasse 1b. Die Teilnahme an der prestigeträchtigsten Veranstaltung schlechthin im Kalender eines Haflingerzüchters war der erste riesen Erfolg für die beiden Brüder. Die Stute Filou sollte aber nicht nur mit Eigenleistung glänzen.
Foto: Stute Filou bei der ARGE Haflinger Bundesjungstutenschau 2001
Filous erstes Stutfohlen Feima nach dem Prämienhengst Alpenstern gezogen, geboren im Jahr 2006, verzückte schon als Fohlen den ganzen Hof. Bei der Stutbuchaufnahme erreichte die schöne Jungstute den Endring. Sie überzeugte mit einem korrekt gestellten, trockenen Fundament gepaart mit einer sehr elastischen, schwungvollen Trabbewegung, qualifizierte sich damit auch für die ARGE Haflinger Bundesjungstutenschau und wandelte damit in den Hufabdrücken ihrer Mutter. Mit der Schauklasse 1b, der erfolgreichen Leistungsprüfung im Jahr 2009 und dem ersten Fohlen 2012 erfüllte Feima alle Kriterien für den Erhalt des Prämientitels der „Staatsprämienstute“.
Feima durfte 2011 auch bei der großen Haflinger Landesstutenschau am Weißensee teilnehmen und wurde bei dieser mit der Schauklasse 1b ausgezeichnet. Somit ist Feima die erste, selbst gezogene Staatsprämienstute von Albin und damit sicher nicht die Letzte. Heute noch ist sie sein ganzer Stolz. In acht Belegjahren brachte sie sieben gesunde Fohlen zur Welt. Darunter mehrere im Endring platzierte Fohlen sowie ein Landesreservesiegerfohlen.
2012 wurde Alois Obiltschnig ganz plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen und Albin übernahm den Betrieb. Er führt seitdem nicht nur die Leidenschaft seines Bruders für die Haflingerzucht weiter, sondern hat schon lange selbst sein Leben ganz und gar dieser verschrieben.
In diesem Jahr kam das nächste spitzen Stutfohlen der Stute Filou aus einer Anpaarung mit dem Hengst Amarillo zur Welt. Fenja-O (der Zusatz „-O“ bei den Namen der Pferde soll gleich auf ihren Züchter hinweisen) wurde 2012 als Goldfohlen ausgezeichnet und erreichte beim ARGE Haflinger Bundesfohlenchampionat einen begehrten Platz im Endring. Dreijährig erreichte sie ebenfalls die Teilnahme bei der Landesschau und wurde mit der guten Wertnote von 7,73 in das Hauptstutbuch eingetragen. Mit ihrem ersten Fohlen bewies Fenja-O sogleich auch ihre Nachzuchtleistung:
Die 2018 geborene Newlook-Tochter Fräulein-O erreichte den dritten Platz bei der Fohlenschau am Ossiacher Tauern und ergatterte somit eine der begehrten Siegerschärpen. Beim Bundesfohlenchampionat sicherte sie sich wieder einen Platz im Endring. Die Stutbuchaufnahme im vergangenen Jahr absolvierte Fräulein-O wieder bravourös und qualifizierte sich auch hier mit einer Wertnote von 7,73 für die Landesschau und somit auch für die ARGE Haflinger Bundesjungstutenschau, welche sie mit der Schauklasse 1b abschließen konnte. Neben den Exterieurbeurteilungen nimmt Albin Obiltschnig mit seinen Pferden auch an den Reitpferdeprüfungen teil. Dafür werden sie bestens vorbereitet und von sehr gut ausgebildeten Reitern präsentiert. Am Wochenende der Bundesschau 2021 nahm Fräulein-O auch am Reitpferdechampionat teil und erreichte die gute Wertnote von 7,80.
Die Präsentation von Zuchttieren bei Reitpferdechampionaten und ähnlichen Veranstaltungen sollte für einen engagierten Züchter ebenso im Mittelpunkt stehen wie die Stutbuchaufnahme oder die Vorbereitung zur Teilnahme an einer Bundesschau. Um die vielfältige Einsetzbarkeit dieser wunderbaren Pferderasse unterstreichen zu können, ist es von unschätzbarem Wert die besten Zuchtstuten auch unter dem Sattel oder vor der Kutsche zu präsentieren. Unsere Kärntner Haflinger haben in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass sie neben bestem Exterieur auch das notwendige Interieur, ein Kämpferherz für den Einsatz im Sport- und anderen Bereichen, mitbringen.
Amadeus-O, nach dem Prämienhengst Adonis und aus der StPr. Feima gezogen, unterstreicht obige Aussage perfekt. 2020 in die Steiermark als Sportpferd verkauft, platzierte er sich im darauffolgenden Jahr beim Haflinger Europachampionat 2021 in Stadl-Paura in seiner Klasse im Spitzenfeld und holte sich mit seiner Reiterin Bronze.
Der Name Obiltschnig hat sich über die vielen Jahre beständiger Teilnahme an dem Zuchtgeschehen in Kärnten stark etabliert. Es gibt nahezu keine Veranstaltung an welcher Albin nicht mit seinen Blondinen teilnimmt. Vor allem bei den Fohlenschauen ist er mit seiner bewegungsstarken Nachzucht sehr oft im Endring und ganz an der Spitze zu finden.
Bei der Auswahl der Hengste für seine Stuten bleibt er seinem Zuchtverein treu und deckt seit Jahren mit den dort aufgestellten Vatertieren.
Seit 1990 ist Albin Obiltschnig Mitglied im Landes-Pferdezuchtverband und seit 25 Jahren aktiv im Vorstand seines Pferdezuchtvereines K30 Rosental tätig. Neben dem Züchten spannt er seine Stuten gerne mal vor die Kutsche, vor allem beim jährlichen Rosentaler Pferdefest. Als stolzer Züchter präsentiert Albin seine Stuten immer selbst an der Hand den verschiedensten Kommissionen und stellt seine Pferde auch bei der Leistungsprüfung am Kutschbock vor.
Zu seinen züchterischen Highlights gehören natürlich die drei Teilnahmen an den ARGE Haflinger Bundesjungstutenschauen, welche bestimmt Lust auf weitere gemacht haben.
Bereits an die 100 Haflingerfohlen haben am Anwesen von Albin Obiltschnig das Licht der Welt erblickt. In den besten Jahren kamen acht Fohlen in einem Jahr zur Welt. Viele davon haben auch außerhalb Österreichs ihre neue Heimat gefunden. Dies reicht von Slowenien bis nach Deutschland hin.
Derzeit leben fünf Haflingerstuten und ein Stutjährling auf dem Hof, die ihrem Züchter täglich Freude bereiten. 2022 werden bereits die nächsten zwei Fohlen der StPr. Feima und Fenja-O mit Spannung erwartet.
Die Kärntner Pferdezüchter und der Haflinger Zuchtausschuss gratulieren Albin Obiltschnig ganz herzlich zum verdienten Titel „Haflingerzüchter 2021“ und wünschen für die weitere Zukunft und Zuchtkarriere alles Gute, viel Gesundheit und Erfolg.
Bericht: Stefanie Wuzella für den LPZV Kärnten