Baldur Robin aus St. Stefan/Gail - Norikerzüchter des Jahres 2022

NORIKERZÜCHTER MIT GANZEM HERZ

Die Gemeinde St. Stefan im Gailtal liegt zwischen der Karnischen Hauptkette und den Gailtaler Alpen und bietet einen einmaligen Ausblick auf die Julischen Alpen und die Karawanken. St. Stefan an der Gail ist aber nicht nur die für seine schöne Lage, die Pfarrkirche – dem Heiligen Stephanus geweiht – und die beiden Schlösser Graiffenstein und Zossenegg bekannt. Ein wesentliches Herzstück dieser Gemeinde ist die Pferdezucht. Schon das rot-grüne Gemeindewappen, welches nach den Regeln der Heraldik angefertigt ist, zeigt ein steigendes Pferd und somit die tiefe Verbundenheit mit dem Thema Pferdezucht, Kufenstechen, etc.
Schon von der Pike weg aufgewachsen mit Pferden ist ein ganz besonderer Norikerzüchter. Baldur Robin hat nicht nur seine Freizeit, sondern sein ganzes Leben der Pferdezucht unserer schönen Norikerpferde verschrieben.

Stute Blessi

Am Hof der Familie Robin gab es bis in das Jahr 1971 immer Pferde. Nachdem einige Jahre danach pferdelos verbracht wurden, machte sich im Herbst 1982 der junge Baldur Robin auf den Weg um diesen Umstand wieder zu ändern und kaufte in Villach seine erste eigene Zuchtstute. Blessi hieß die 1982 geborene Rotfuchsstute, gezogen nach Mufti Diamant XI aus der Zucht von Franz Smoliner. Das erste Fohlen aus der Stute gezogen nach Lessach Elmar XII erblickte dann schon 1985 das Licht der Welt und ab diesem Zeitpunkt war Baldur Robin von der Leidenschaft für diese Tiere endgültig gepackt und motiviert für noch viele weitere schöne Zuchterfolge.

Ein besonderes Gespür für die Hengsthaltung

Im Laufe der Jahre stieg die Stutenanzahl am Hof immer weiter an und natürlich machte sich Baldur auch immer viele Gedanken über die perfekte Anpaarung. 1995 zum Beispiel fuhr er alleine mit vier Stuten nach Oberösterreich zum Schwarzflecktigerhengst Lohninger Vulkan XV. Dies war der ausschlaggebende Grund für den Gedanken, dass er sich selbst einen Deckhengst zulegen will.

Granat Vulkan XIV

Nur einige Monate später erwarb er den jungen Tigerhengst Granat Vulkan XIV gezogen nach Grundner Vulkan XIII von Hans Wuppinger aus Seekirchen bei Salzburg, welcher dann am Dienstlgut gekört wurde und fortan am Hof von Baldur Robin einzog. Der Grundstein für die Hengsthaltung wurde gelegt und sollte eine Erfolgsgeschichte werden. Die Anschaffung dieses Tigerhengstes war sicher nicht nur für seinen Stall von Vorteil, sondern auch für die Tigerliebhaber in Kärnten von hohem Wert.

Die Hengsthaltung war das Steckenpferd von Baldur Robin und fand man zu jeder Zeit perfekte Haltungs- und Pflegebedingungen vor. So entwickelte sich aus der Privatstation nur kurze Zeit später eine Verbandshengststation. In den besten Jahren standen den Züchtern sogar drei Deckhengste auf der Deckstation Robin zur Verfügung – in einer Decksaison wurden zeitweise knapp 100 Stuten belegt. Im Jahr 2007 verirrte sich sogar kurzfristig ein Haflingerhengst auf seine Station.

Ein kurzer Überblick über die Hengste:

  • Granat Vulkan XIV – 1996 – 2002
  • Robin Elmar XII – 2001 – 2006
  • Star Vulkan XVI – 2002
  • Macht Diamant XI PrH – 2003 – 2005 (Nachkommen aus dieser Linie findet man noch heute in Kärnten)
  • Zombo Schaunitz XVI – 2004
  • Prokat Vulkan XVI – 2006 – 2010
  • Sternwind – Haflinger – 2007
  • Taifun Vulkan XIV – 2008 – 2009
  • Elia Nero XIII – 2010
  • Zollfeld Schaunitz XVII – 2011
  • Elan Nero XIII – 2010
  • Holder Vulkan XVI – 2012 – 2013
  • Fischer Elmar XIV – 2014
  • Weissensee Nero XV – 2015 – 2016
  • Test Vulkan XVIII – 2015 – 2018
  • Richtig Nero XIII – 2019 – 2020
016427 mit Macht Diamant XI Hengstschau 2005

Baldur Robin und Macht Diamant XI (inzwischen Prämienhengst) bei der Landeshengstschau 2005

Die Hengststation führte Baldur Robin 25 Jahre lang mit sehr viel Herzblut und es fiel ihm sehr schwer, als der letzte Deckhengst seinen Hof verlassen musste. Er denkt immer wieder gerne an diese schönen aber auch arbeitsintensiven Jahre zurück.

Nicht nur die Hengsthaltung war ein voller Erfolg, auch die eigene Zuchtkarriere war sehr erfolgreich. Bis heute hat er fünf gekörte Hengste gezüchtet. Der erste war der 1988 geborene Anker Nero X. Dieser Rapphengst ist gezogen nach Athen Nero IX aus der Erna nach Matti Vulkan XIII.
2004 kam Maximus Diamant XII nach Macht Diamant XI aus der Ali nach Litzing Nero X auf die Welt. Ein dunkelkastanienbrauner Hengst, welcher vom Landes-Pferdezuchtverband Kärnten angekauft wurde und auch in Kärnten seinen Deckeinsatz verrichtete.
Zollfeld Schaunitz XVII, geboren 2005, ist ein Sohn des Zombo Schaunitz XVI aus der Notre-Dame Linda nach Wagrain Vulkan XV. Zollfeld Schaunitz stand 2011 auch im Deckeinsatz auf der Hengststation von Baldur Robin.

177028 Zollfeld Schaunitz XVII Hengstsschau 2010

Zollfeld Schaunitz XVII bei der Landeshengstsschau 2010

Hain Vulkan 1

Einen seiner größten züchterischen Erfolge feierte Baldur mit Hain Vulkan XVII. Der kastanienbraune Hengst, geboren 2013, ist gezogen nach Holder Vulkan XVI aus der Laura nach Williams Nero XIV. Nach dem Ankauf des Fohlens durch den Landes-Pferdezuchtverband Kärnten trat der Hengst 2015 bei der ARGE Noriker Hengstkörung an und erreichte die hervorragende Wertnote von 7,82/2a und die Reservesiegerschärpe. Hain Vulkan verrichtet seinen Deckeinsatz noch heute in Kärnten und kann schon eine sehr erfolgreiche Nachzucht vorweisen.

DSC04838 Robin Nero XIV Hengstkörung

Im vergangenen Jahr folgte der nächste Erfolg. Robin Nero XIV, der gut aufgemachte und maskuline Sohn des Richtig Nero XIII aus der Laura nach Elan Nero XIII gezogen, überzeugte die Kommission und verließ als gekörter Hengst mit einer Wertnote von 7,82/2a den Endring der ARGE Noriker Hengstkörung. Robin Nero XIV wird seinen ersten Deckeinsatz 2024 in Salzburg verrichten.

Geselligkeit und offener Austausch

Neben der Hengststation als Züchtertreff führte die Fam. Robin auch einen Gasthausbetrieb bis ins Jahr 2016. So war die Deckstation und das Gasthaus Robin für viele Pferdebegeisterte bald ein fixer Anlaufpunkt um das aktuelle und natürlich auch das zukünftige Zuchtgeschehen zu besprechen und zu analysieren. Sicher wurde die eine oder andere Idee betreffend das Kärntner Zuchtgeschehen am Tresen dieses Gasthauses geboren. Baldur Robin und vor allem seine Frau Georgine, die das Schicksal leider zu früh aus dieser Welt gerissen hat, sorgten mit ihrer Offenheit und Gastfreundschaft dafür, dass sich jeder sofort gut aufgehoben fühlte. Damit machte sich Baldur viele Freunde, die auch heute noch aus den anderen Bundesländern für einen kurzen Besuch vorbeischauen.

Seine Zuchtstuten

Kufenstechen - Ein Muss für einen Gailtaler

Viel wurde bereits erzählt und natürlich darf man auf das Kapital eines Züchters, nämlich die Zuchtstuten im eigenen Stall, nicht vergessen. Für Baldur Robin ist es von unschätzbarem Wert seine Zuchtstuten zu jeder Zeit in einem perfekten Futter- und Pflegezustand zu sehen. Mit seinen Stuten war er auf vielen Schauen vertreten, nahm natürlich selbst auch – wie es sich für einen Gailtaler gehört – am Kufenstechen teil und machte gerne einen Ausflug mit der Kutsche.

Mit Tanja auf der Kärntner Landespferdeschau 1996 am Litzlhof

Mit der erworbenen Stute Tanja, eine Tochter des Erik Vulkan XIV, nahm er erstmals an der ersten ARGE Bundesstutenschau teil. Diese fand 1990 in Maishofen statt. Mit ihr feierte Baldur seinen ersten großen Erfolg und erreichte nicht nur die begehrte Schauklasse 1b, sondern wurde Tanja auch Reservesiegerin bei den dreijährigen Stuten. Im Jahr 1994 nahmen die beiden an der Bezirkspferdeschau in Hermagor teil und erreichten hier den ersten Platz und somit den Bezirkssieg. 1996 ging es mit Tanja erfolgreich weiter. Bei der Kärntner Landespferdeschau am Litzlhof wurde sie als Gruppensiegerin der 8 – 10-j. Stuten ausgezeichnet.

Der Kauf der Stute Laura nach Williams Nero XIV von Ludwig Nessmann aus Vorderberg war sicher ein weiterer Glücksgriff in seiner Züchterkarriere. Neben dem 2. Landesreservesieg bei der Landesjungstutenschau 2005 schenkte diese Stute Baldur Robin 8 Fohlen. Eines davon war der bereits oben erwähnte Reservesieger der Hengstkörung 2015 Hain Vulkan XVII.

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Das letzte Fohlen dieser Stute wurde 2014 geboren. Das gut aufgemachte Rappstutfohlen nach Elan Nero XIII erhielt den gleichen Namen wie ihre leider kurz nach dieser Geburt verendete Mutter. Die junge Laura wurde 2017 ins Hauptstutbuch eingetragen und qualifizierte sich mit der ausgezeichneten Note von 7,82 ebenfalls für den Endring der Landesjungstutenschau in Kärnten. Bis zum heutigen Tag gebar sie drei Hengstfohlen. Sie machte es ihrer Mutter nach, den der 2021 geborene Robin Nero XIV ist seit vergangenem Herbst ebenfalls ihr erster gekörter Sohn. Gespannt wird ihr erstes Stutfohlen erwartet.

DSC09156 Parodie-Lena Landesstutenschau Goldbrunnhof

Der nächste Beweis für das gute Auge für vielversprechende Zuchtgenetik war der Kauf der Stute Parodie-Lena. Die in eine schöne schwarze Jacke gehüllte Tochter des Prämienhengstes Vasal Vulkan XVI ist 2009 in Salzburg bei Felix Schmid geboren. Dreijährig wechselte sie dann den Besitzer und zog nach St. Stefan/Gail. Mit 8,00/1b wurde sie in Salzburg ins Hauptstutbuch eingetragen und war auch Teilnehmerin der Landesjungstutenschau in Maishofen, wo sie sich am vierten Platz einreihen konnte. 2012 nahm Parodie-Lena auch an der Bundesjungstutenschau teil und erreichte die Schauklasse 1b. Mit der erfolgreichen Absolvierung der Leistungsprüfung 2016 am Reiterhof Golz – der hervorragende dritte Platz mit der Wertnote von 8,08 – und ihrem ersten Fohlen geboren 2015 darf sie seit dem den Titel Staatsprämienstute tragen. 2023 wurde sie Gruppensiegerin in ihrer Klasse bei der Noriker Landesstutenschau an der LFS Goldbrunnhof. Bis jetzt schenkte Parodie-Lena ihrem Besitzer acht Fohlen und ist mitverantwortlich für einen der größten Erfolge von Baldur Robin.

Lisa

2019 kam das Stutfohlen Lisa aus der Anpaarung mit Hain Vulkan XVII auf die Welt. 2022 bei der Stutbuchaufnahme wurde sie mit 7,86/2a in das Hauptstutbuch eingetragen, nahm auch an der Landesjungstutenschau teil und platzierte sich im Endring. Im gleichen Jahr ging es dann noch weiter zur Bundesjungstutenschau nach Stadl-Paura. Nach den spannenden Einzelpräsentationen, wobei Philipp Mathei Baldur immer tatkräftig bei Vorbereitungen und Präsentationen unterstützt, wurde schnell klar, dass Lisa um die Siegerschärpen mitkämpfen kann. In seinem 40-jährigen Jubiläumsjahr als Züchter machte ihm seine eigene Stute ein besonderes Geschenk und wurde an diesem Tag 2. Bundesreservesiegerin der dreijährigen Stuten und erreichte die Schauklasse 1a. Ein weiterer Meilenstein in der Züchterkarriere von Baldur Robin, welcher noch damit geschmückt ist, dass er selbst auch den Vater dieser Jungstute gezüchtet hat.

Aktuell stehen in seinem Stall vier Norikerstuten, von denen drei 2024 den nächsten Nachwuchs erwarten.

Die Kärntner Pferdezüchter und der Noriker Zuchtausschuss gratulieren Baldur Robin ganz herzlich zum verdienten Titel „Norikerzüchter des Jahres 2022“ und wünschen für die weitere Zukunft und Zuchtkarriere alles Gute, viel Gesundheit und Erfolg.

Bericht: Stefanie Wuzella

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