Es wurde zur alljährlichen Tradition am Anfang eines neuen Zuchtjahres in der ersten Zuchtausschusssitzung eine „Norikerstute des Jahres“ zu küren. Jedes Jahr fallen immer wieder viele Namen von Pferden die selbst Überragendes geleistet haben und auch mit ihrer Nachzucht aufzeigen können. Eine Entscheidung ist also nicht einfach zu fällen.
Den Titel Norikerstute des Jahres 2020 sicherte sich dieses Mal wieder ganz eine besondere Stute aus einer alten und bewährten Kärntner Mutterlinie. Sie machte als Jungstute nicht nur durch hervorragende Eigenleistung auf sich aufmerksam, sondern zeigte – vor allem im vergangenen Jahr – schon mit hervorragender Nachzuchtleistung auf. Dies alles in ihrer noch jungen Karriere als Zuchtstute. Die Rede ist von der Staatsprämienstute Marlis, gezogen nach dem Hengst Zäsar Schaunitz XVI aus der Marella nach Schlern Vulkan XVII im Besitz von Hannelore Steindl, Mitterberg in Fresach.
Die Familie Steindl ist aus dem Zuchtgeschehen schon seit Jahren nicht mehr wegzudenken und weithin ein Begriff. Die sympathische Großfamilie durfte sich bereits bei den verschiedensten Zuchtveranstaltungen über viele Erfolge und Auszeichnungen freuen. Vor allem das vergangene Jahr ist sicher eines, dass so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Trotz widrigster Umstände, welche nicht nur die Pferdeszene beschäftigten und uns leider noch eine Zeit lang weiter begleiten werden, war 2020 für Fam. Steindl herausragend. Gleich zwei der vorgestellten Jungstuten wurden in die begehrte Zuchtwertklasse 1b eingetragen. Dem nicht genug, ergatterten sie noch zwei der drei heiß umkämpften Landessiegerschärpen. Dies nur ein kleiner Auszug aus der Reihe von großartigen Erfolgen, zu denen auch ein gekörter Hengst (Tarvis Vulkan XIX), die Bundessiegerstute 2016 Marlis und diverse Siegerstuten bei Vereinsschauen sowie Leistungsprüfungen.
Wie sollte es auch anders sein, dass sich zu diesen Erfolgen auch der Titel einer Stute des Jahres hinzugesellt. Geboren wurde Marlis am 10. Februar 2012 im Stall ihres Züchters Lorenz Pirker, Zlan. Die durchgezüchtete Kärntner Mutterlinie dieser schön gefärbten Rappstute ohne Abzeichen kann man bis in das Jahr 1923 zurückverfolgen. Im Jahr 1983 erwarb Lorenz Pirker die Stute Melody n. Reiter Diamant XI und sicherte sich damit einen Grundstein für seine Zucht. Marlis ist inzwischen die vierte Generation aus dieser Stammstute und es finden sich neben mehreren Bundesschauteilnehmerinnen auch Verbandsprämien- und Elitezuchtstuten in ihrem Pedigree.
Väterlicherseits ist Marlis nach dem Rapphengst Zäsar Schaunitz XVI über Anker Nero X gezogen. Ein bewährter Vertreter der Schaunitz-Linie, der seit dem Jahr 2010 im Besitz des Landes-Pferdezuchtverbandes Kärnten steht und inzwischen vor allem bei seinen weiblichen Nachkommen beste Vererbungsqualität beweisen konnte. 17 der 35 ins Zuchtbuch eingetragenen Nachkommen konnten eine Wertnote von über 7,7 und höher erreichen. Bereits als Jährling wechselte Marlis den Stall und zog am Hof von Christian und Hannelore Steindl ein. Es dauerte nicht lange bis klar wurde, dass sie mit diesem Kauf einen wahren Glücksgriff machten.
Die ganze Familie steckt viel Liebe, Geduld und Arbeit in die perfekte Vorbereitung für die verschiedensten Zuchtveranstaltungen. Diese Aufgabe übernehmen vor allem die beiden Töchter Anna und Sabine Steindl, die ihren Eltern immer zur Seite stehen und die Jungstuten auch selbst präsentieren.
2015 wurde es dann ernst für Marlis und sie wird das erste Mal der Richterkommission vorgestellt. Dort qualifizierte sie sich für das Finale der Stutbuchaufnahmen – Landesjungstutenschau – die immer als Abschluss der regionalen Stutbuchaufnahmen am Gelände der Zollfeldhalle/St. Donat abgehalten wird. Dort werden die besten drei- und vierjährigen Stuten des Eintragungsjahrganges nochmals genauestens gemustert und gereiht. An diesem Tag präsentierte sich die lackschwarze, harmonische und sehr weibliche Jungstute von ihrer besten Seite, erhielt die Wertnote 8,00 – Zuchtwertklasse 1b und wurde zur Landessiegerstute 2015 gekürt.
Nach dem Almsommer wurde die Jungstute dann auf die Leistungsprüfung im Oktober vorbereitet. Dort zeigte sie sich stets konzentriert, immer motiviert und fleißig und konnte sich im vorderen Drittel platzieren. Die sehr gute Wertnote von 8,08 unterstreicht neben dem sehr guten Exterieur auch die Leistungsbereitschaft und Nervenstärke der Tochter des Zäsar Schaunitz XVI. Mit diesem Ergebnis absolvierte sie bereits den nächsten wichtigen Schritt auf dem Weg zur Staatsprämienstute.
Im Jahr 2016 gebar sie ihr erstes Fohlen und qualifizierte sich im Frühjahr für das Zuchthighlight in der Laufbahn einer Jungstute – die ARGE Noriker Bundesjungstutenschau.
Am 01. Okt. 2016 wurde es dann spannend. In der Königsklasse, die der vierjährigen Mutterstuten, durfte sich die Landessiegerstute 2015 mit den besten Stuten aus ganz Österreich messen. Mit einer wiederum makellosen Einzelpräsentation konnte Marlis auch diese Richterkommission ganz und gar von sich überzeugen und wurde zur Bundessiegerstute 2016, Schauklasse 1a, auserkoren. Dies ist einer der Momente die ein Züchterherz schneller schlagen lassen und ein ganz besonderer Erfolg für alle daran beteiligten Personen. Diese Schärpe gehört gewiss zu den Lieblingsstücken in der Sammlung der Fam. Steindl. Mit diesem sensationellen Ergebnis hatte Marlis alle Voraussetzungen für den Staatsprämientitel erfüllt. Dieser Titel sowie ein Staatsehrenpreis in Gold für die Bundessiegerstute 2016 wurden der Fam. Steindl im Jahr 2017 im Zuge der Generalversammlung des LPZV verliehen. Foto: Europferd, Eva Kaswurm
Bis zum Jahr 2021 schenkte Marlis ihren Besitzern sechs gesunde Fohlen. Die ersten vier davon Stutfohlen und zwei Hengstfohlen. Eines dieser Hengstfohlen wurde heuer geboren. Zwei Stuten wurden bis zum heutigen Tage bei einer Stutbuchaufnahme vorgestellt.
Eine davon, die Rappstute Melitta, wandelt bereits in den Spuren ihrer erfolgreichen Mutter. Die sehr rassetypische und harmonische Tochter des Hain Vulkan XVII überzeugte letztes Jahr auf ganzer Linie und kürte sich zur Landessiegerstute 2020. Melitta qualifizierte sich ebenfalls für die ARGE Noriker Bundesjungstutenschau 2020 und holte sich die nächste Schärpe ab. Mit der höchsten Schauklasse 1a ausgezeichnet wurde sie zur Gruppensiegerin der dreijährigen Stuten auserwählt. Melitta hat ebenfalls schon ihr erstes Fohlen n. Eisenhut Nero XIV bei Fuß und fehlt ihr somit nur noch die erfolgreiche Absolvierung der Leistungsprüfung, damit auch sie den Titel Staatsprämienstute tragen darf.
Heuer wird schon die nächste Tochter von Marlis bei den regionalen Stutbuchaufnahmen vorgestellt. Die Jungstute Marika, Vollschwester zu Melitta, wird schon heuer die nächsten Punkte für ihre Mutter Marlis in der Tabelle zur Auszeichnung als Noriker Elitezuchtstute sammeln und verdienen.
Wenn man die Fam. Steindl auf ihrem Hof besucht, kann man sofort erkennen wie viel Leidenschaft in die Pferdezucht gesteckt wird. Mit der StPr Marlis haben sie sicherlich ein hervorragendes Kärntner Stutenmodell mit bester Genetik und bereits vielversprechender Nachzucht im Stall. Bis dato hat sie nicht enttäuscht und der Fam. Steindl einen unvergesslichen Moment nach dem anderen bereitet.
Abschließend kann man nur gratulieren und viel Erfolg und Gesundheit für sie und ihren Nachwuchs wünschen.
Herzlichen Glückwunsch und alles erdenklich Gute der frischgebackenen „Norikerstute des Jahres 2020“.
Text: Stefanie Wuzella für den Landes-Pferdezuchtverband Kärnten