Die Entscheidung welches Pferd den Titel „Haflingerpferd des Jahres 2021“ tragen soll, war dieses Mal eine ganz leichte. Schon öfters ist der Name dieser Ausnahmestute gefallen. Nun ist es soweit und wir dürfen viel über eine ganz besondere Kärntner Stute erfahren, welche in ihrer Zuchtkarriere – sei es die Eigenleistung und auch die Nachzuchtleistung betreffend – Überragendes geleistet hat. Ihr Name ist inzwischen sicherlich weithin ein Begriff in der Haflingerzucht – Staatsprämien- und Elitezuchtstute HILEA nach Aragon aus der Verbandsprämienstute Hevia von Claudia Unterlaß aus Greifenburg.
Claudia Unterlaß hat sich mit ihrem Haflingerhof Schloßmar – Hofname – in den vergangenen Jahren einen sehr guten Ruf in der Haflingerszene aufgebaut. Nicht ganz unbeteiligt daran ist ihre Stammstute Hilea, die sich mit ihren Nachkommen regelmäßig selbst übertrifft. Begonnen hat alles genauso überlegt wie Claudia ihre Zucht auch in den letzten Jahren betreibt – besonnen und mit viel Gespür für die richtigen Anpaarungen. Schon als junges Mädchen war sie begeistert von den „goldenen Pferden“ und wie sollte es da auch anders kommen, als dass es ihr größter Traum war selbst eines davon zu besitzen. Der damalige Obmann des Pferdezuchtvereines K7 Weissensee – Helmut Winkler – brachte ihr vor vielen Jahren schon die Haflinger Stutenfamilien näher und hier begann auch die Begeisterung von Claudia für die verschiedensten Linien und Abstammungen, besonders für die der Pigpong-Linie.
„Als leidenschaftlicher Haflingerfan wollte ich mir mein eigenes Pferd züchten und was ich auch wollte war zumindest ein Pferd aus einer guten alten Kärntner Linie im Stall zu haben“, erzählt Claudia. Kurze Zeit später zog die zweijährige Stute Hevia aus der Staatsprämienstute Hilda von Helmut Winkler auf ihrem Hof ein. Das erste lebend geborene Fohlen am Haflingerhof Schloßmar und somit ihr erstes selbstgezogenes Pferd war Hilea, geboren am 5. Mai 2007. Die junge Züchterin war mehr als stolz und konnte damals noch nicht ahnen, welchen Weg die beiden noch beschreiten würden. Die Mutter von Hilea – die Verbandsprämienstute Hevia nach Nordenwind – ist auch keine Unbekannte. Sie ist auch die Halbschwester der Staatsprämien- und Elitezuchtstute Heaven, welche 2020 den Titel „Pferd des Jahres“ verliehen bekam. Hevia wurde 2005 bei der Stutbuchaufnahme – damals wurden noch beeindruckende 90 Stuten vorgestellt – an die hervorragende vierte Stelle im Endring platziert und wurde mit erfolgreicher Leistungsprüfung und der Geburt von Hilea dann als Verbandsprämienstute ausgezeichnet. „Noch heute bereue ich es diese Stute nach der Geburt von Hilea, auf Rat eines alten Zuchtexperten, verkauft zu haben“, antwortet Claudia auf die Frage wieso diese Stute ihren Hof verlassen hatte.
Zum Vater von Hilea gibt es kaum noch eine Beschreibung die diesem Ausnahmehengst gerecht werden kann. Prämienhengst Aragon ist inzwischen ein Synonym für Zucht- und Sporterfolge in Kärnten. Ein Spitzenvererber, welcher vor allem in der Verbindung mit der Pigpong-Linie viele hervorragende Pferde hervorbrachte. Aragon bereicherte die Kärntner Haflingerzucht und trägt seit letztem Jahr auch den Titel Prämienhengst sehr verdient. Claudia setzte schon damals sehr viel Vertrauen in diesen Hengst und wurde belohnt.
Hileas Karriere begann im Jahr 2008. Nach einer durchwachsenen Fohlenschau stelle sich der erste Erfolg schon als Jährling bei der Nachzuchtschau des Hengstes Aragon in Greifenburg ein – sie wurde zum Siegerjährling auserkoren. Nach zwei weiteren schönen Sommern auf der Alm wurde es dreijährig ernst. 2010 sollte DAS Erfolgsjahr dieser schönen Stute werden. Alles begann mit der Stutbuchaufnahme. Mit einer sensationellen Vorstellung erreichten die beiden die hervorragende Wertnote von 8,18 und obendrauf noch die heiß begehrte Siegerschärpe der Landessiegerin.
Weiter ging es bei der Gebietspferdeschau Oberes Drautal in Dellach/Drau. Hilea weiß genau wann es darauf ankommt und holt sich die nächste Schärpe als Gesamtreservesiegerin ab.
Im Juni 2010 fand die Haflinger Weltausstellung in Ebbs statt und auch dort durften die beiden nicht fehlen. Belohnt wurden sie mit der Schauklasse 1a – höchste Schauklasse.
Als wäre dies alles nicht genug gewesen wurde Hilea nebenbei auch noch zum Reit- und Fahrpferd ausgebildet. Im August 2010 flog Hilea, geritten von Evelyn Nessmann-Prunner, zum Sieg bei den dreijährigen Reitpferden mit der an diesem Tag höchsten Wertnote in allen Klassen – 8,10. Im September 2010 beim ARGE Haflinger Bundeschampionat stellte sich das „Dreamteam“ wieder einer neuen Kommission und erreichte die nächste Schärpe – Hilea wurde Bundesreservesiegerin der dreijährigen Reitpferde mit einer weiteren Traumnote von 8,00.
Zum Abschluss dieses bombastischen Jahres stand im Oktober 2010 noch die Leistungsprüfung am Reiterhof Golz in Weißbriach an. Hilea wurde unter 14 Teilnehmer an die hervorragende zweite Stelle gereiht und ergatterte die hervorragende Wertnote von 8,78. In diesem – ein junges Pferd sehr forderndes – Jahr bewies die äußert harmonische Stute, dass sie neben einem überragenden Exterieur mit einem korrekten Fundament und sehr guten Bewegungsabläufen auch den notwendigen Charakter und Leistungsbereitschaft mitbringt.
2011 wurde es bei der ARGE Haflinger Bundesjungstutenschau wiederum spannend. Die ganze Familie Unterlaß war mit von der Partie und umso schöner war dann der nächste Erfolg. Hilea wurde am 28. Mai zur Bundessiegerstute der vierjährigen Galtstuten gekürt. Ein Moment der einem Züchter wohl sein ganzes Leben in Erinnerung bleibt und wahrscheinlich einer der schönsten Momente in der Zuchtkarriere von Claudia Unterlaß.
Am darauffolgenden Tag wollte der Traum noch nicht enden und somit gab es sozusagen als „Sahnehäubchen“ noch den Titel und die nächste Schärpe der Landessiegerstute der Landesstutenschau 2011 am Weissensee dazu. Ein Erfolg jagte sozusagen den nächsten.
Mit der Geburt ihres ersten Fohlens folgte auch die verdiente Auszeichnung zur Staatsprämienstute.
2018 nahm Claudia mit Hilea an der 2. Umgänglichkeitsprüfung in Kärnten im Oktober an der LFS Stiegerhof teil. Die Note spricht für sich – mit der Wertnote von 9,90 entschied sie diesen Bewerb für sich und stellte wieder ihren unerschütterlichen Charakter unter Beweis.
Im Jahr 2020 folgte dann aufgrund ihres Nachzuchtleistung noch die Auszeichnung zur Haflinger Elitezuchtstute. Bis dato wurde Hilea sieben Mal belegt, nahm jedes Mal sofort auf und brachte sieben gesunde Fohlen zur Welt. Dies spricht auch sehr für die Fruchtbarkeit dieser Stute und ist für die Karriere einer Zuchtstute von unschätzbarem Wert.
Hilea ist inzwischen nicht nur die Stammstute, sondern auch die Leitstute zuhause in ihrer kleinen aber feinen Herde. Neben ihrer Herde verteidigt sie aber auch die anderen Tiere die bei Claudia am Hof leben – „Der heimische Fuchs hat keine Chancen auf eine Henne, wenn Hilea Wache hält. Einer Henne hat sie vor einigen Jahren mit beherztem Eingreifen sprichwörtlich den Hals gerettet“, erzählt Claudia schmunzelnd.
„Hilea ist eines dieser Seelenpferde im Leben – eine selbstbewusste Diva und die absolute Chefin in der Herde. Eine Mutterstute, die ihre Sache souverän macht aber auch ein Pferd, dass immer mit den Kindern auf den Reitplatz möchte und ihre Aufgaben gewissenhaft erledigt. Ich bin sehr glücklich mit dieser Stutenfamilie Pigpong einen Teil der Kärntner Haflingergeschichte mitgestalten zu dürfen. Ich habe Glück Hilea an meiner Seite zu haben!“ Claudia Unterlaß kommt aus dem Schwärmen über ihr Schmuckstück im Stall nicht mehr heraus. Sie ist sehr stolz, dass ihre Stute, die so erfolgreich in den verschiedensten Sparten der Zucht ist, auch vielen Kindern so ein gutes Lehrpferd ist.
Die bis dato sieben Nachkommen von Hilea waren sehr zur Freude der Züchterin ungleich aufgeteilt auf zwei Hengstfohlen und fünf Stutfohlen.
Gleich vorweg möchte ich auf die ersten drei aufgenommenen Töchter eingehen. Mit jeder von ihnen verbindet Claudia wunderschöne und prägende Erlebnisse. Jeweils von drei verschiedenen Vätern (Stano, Winnie und Neugold) haben sie alle trotz teilweise unterschiedlichem Exterieur Vieles gemeinsam:
Landesjungstutenschau:
Jede Stute erhielt eine Landessiegerschärpe – 2 Landessiegerstuten und 1 Landesreservesiegerin
Bundesschau:
Jede Stute wurde mit der Schauklasse 1a ausgezeichnet – zusätzlich 1 Gruppensiegerin und 1 Gruppenreservesiegerin
Leistungsprüfung:
Hier kommen wir zum Herzstück der Nachzuchtleistung von Hilea.
Die Haflinger Leistungsprüfung in Kärnten kann bis zum Jahr 1996 zurückverfolgt werden. Vergleicht man alle Jahre miteinander wurden ausgezeichnete 253 bestandene Prüfungen notiert. Randbemerkung von Claudia: „Kärnten ist sehr fleißig und hält eine Gesamtdurchschnittsnote von 7,64!“ In diesen ganzen Jahren und unter diesen vielen verschiedenen Teilnehmern erreichten die drei Töchter von Hilea die bislang drei höchsten Wertnoten in der Geschichte der Kärntner Leistungsprüfung. Dies ist der Inbegriff für Leistungsbereitschaft, Rittigkeit, Gangmechanik und Umgänglichkeit:
StPr Himalaya nach Winnie – 9,06
Havanah nach Neugold – 8,95
StPr Happiness nach Stano – 8,93
Diese Erfolge verdankt sie nicht nur ihrer großartigen Hilea sondern auch ihrer langjährigen Freundin und Wegbegleiterin Evelyn Nessmann-Prunner. „Durch die gemeinsame Arbeit mit meinen Pferden hat sich eine schöne und ehrliche Freundschaft entwickelt. DANKE Evelyn!“ Danke sagen möchte Claudia auch ihrem Fahrausbildner Thomas Striedner, der Himalaya und Havanah hervorragend vorbereitet und Himalaya auch bestens präsentiert hat. Ihre Familie ist für sie ihr Fels in der Brandung, die immer hinter ihr steht und Claudia wo sie können unterstützen.
Reservesiegerhengstfohlen Ossiacher Tauern 2012 und im Endring des Bundesfohlenchampionats Stadl-Paura 2012
Happy – wie sie liebevoll genannt wird – hat das Herz von Claudia nach der Geburt im Sturm erobert. Sie verletzte sich leider im ersten Sommer auf der Alm am Auge und anfangs war nicht sicher, ob man das Auge retten kann. Glücklicherweise konnte das Auge erhalten bleiben, jedoch blieb ein großer schwarzer Fleck zurück, der die Sicht natürlich beeinträchtigt. Happy kommt mit diesem Handicap aber gut zurecht. Gerade aus diesem Grund war einer der emotionalsten Erfolge für Claudia der Leistungsprüfungssieg mit genau dieser Stute – sie ist ein Pferd für alle Fälle und noch heute ein fixer Bestandteil ihrer Herde.
Siegerhengstfohlen am Ossiacher Tauern 2014 und ARGE Bundesreservesiegerhengstfohlen in Stadl-Paura – wurde als Fohlen in die Steiermark verkauft
Himalaya ist die Tochter des von Claudia Unterlaß und Manfred Lientschnig gemeinsam gezüchteten Hengstes Winnie nach Wienerart. Ein schöner Erfolg für die Züchterin.
Himalaya wurde dreijährig von Hans Irausek aus Bad Hofgastein gekauft.
Hilea hatte am Ende ihrer Trächtigkeit mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mehrmals stand es sehr schlecht um sie. Havanah wurde deshalb bei Dr. Erdmann in Krumpendorf geboren und Claudia muss sich eingestehen, dass sie anfangs mit diesem Fohlen wenig anfangen konnte. Sie war in erster Linie froh, dass ihre Hilea überlebte. Zuhause nahm sich dann vor allem ihr Sohn Jannik diesem kecken Stutfohlen an und so schenkte Claudia Havanah ihrem Sohn. „Wie das mit den Jungs so ist, wollte er sie kurzzeitig mal gegen ein Trail-Mountainbike eintauschen, aber nach einem neuerlichen Besuch auf der Alm befand er, dass ein Normales auch reichen würde“ berichtet Claudia fröhlich. Jannik wartet im Moment auf das erste Fohlen von Havanah. Dieses darf aber dann wieder seine Mama haben, eines sei dann doch genug, meint er.
Highland wurde als Fohlen an den Nachbarn verkauft.
Landesreservesiegerstutfohlen am Ossiacher Tauern 2020
Auch auf diese junge Dame dürfen wir sicher schon gespannt sein. Bereits nächstes Jahr beginnt für sie der „Ernst“ des Lebens.
Hilea und Claudia sind nun schon seit 15 Jahren ein Team. Keine bleibt der anderen etwas schuldig. Sie war und wird auch immer etwas ganz Besonderes für ihre Züchterin und Besitzerin sein und bleiben. „Ich habe Hilea so viele unvergessliche und emotionale Momente in meinem Leben zu verdanken. Sie bereichert mein Leben Tag für Tag“, resümiert Claudia abschließend. In jungen Jahren konnte sie auf Hilea bei jeder Schau und bei jeder Prüfung zählen.
Neben den erfolgreichen Nachkommen die sie ihr schenkte, zählt für Claudia umso mehr wie bravourös sie ihre Aufgabe als Lehrpferd für die Kinder meistert. Bei den Kleinen vorsichtig und zu jeder Zeit verlässlich, agiert sie bei den Älteren anders und fordert ihre Reiter auch mal. Selbst Claudia, wenn sie mal die Zeit für einen Ritt findet.
Eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die man nicht schöner schreiben könnte.
Viel Erfolg, noch viele weitere schöne Moment mit deinem Herzenspferd sowie Gesundheit für sie und ihren Nachwuchs wünschen wir dir liebe Claudia.
Herzlichen Glückwunsch und alles erdenklich Gute dem frischgebackenen „Pferd des Jahres 2021“.
Text: Stefanie Wuzella für den Landes-Pferdezuchtverband Kärnten mit liebevoller Unterstützung von Claudia Unterlaß